von Spalieren, Lauben, Bögen und Pergolen
Jetzt sind wir bei Classic Garden Elements durchaus der Meinung, dass das biblische Paradies ein Garten war. Übrigens völlig zurecht: Was auch sonst sollte ein Paradies sein?
Es trug den Namen Garten Eden. Eben so gewiss sind wir in der Annahme, dass diesem Garten eine gewisse Sinnlichkeit innewohnte. Eine Sinnlichkeit von opposite attraction.
Nicht ganz so sicher sind wir in der Frage, wie der Garten Eden gestaltet war, insbesondere ob damals bereits Spaliere, Lauben, Bögen und Pergolen Verwendung fanden. Diese Frage gehört mit Sorgfalt recherchiert, was bisher noch nicht geschah.
Was wir aber wissen ist, dass die Kunst von Pergolen und Spalieren zurückreicht bis zum Beginn der Antike im alten Griechenland, ja bis in die Zeit der Assyrer. Auch die Römer küssten bereits in duftenden Rosenlauben und wandelten Hand in Hand unter mit Wein behangenen Pergolen.
Die englische Autorin und Gartengestalterin Katherine Swift bringt uns in einer kurzweiligen tour de force die Ursprünge und die Geschichte dieser Rankgerüste näher. Katherine Swift lebt in Morville Hall, einem Herrenhaus in Shropshire. Sie ist bekannt für Ihre Garten Kolumnen, Ihre Bestseller Bücher ‚The Morville Hours‘ und die von Ihr geschaffenen Gärten in Morville Hall.
Ursprünge und Geschichte von Spalieren, Lauben, Bögen und Pergolen
Eine Betrachtung von Katherine Swift
Verspielte Pirouetten von Licht und Schatten
Pergolen, Lauben und Bögen verschaffen einige der intensivsten aller Gartenfreuden
• den sichtbaren Kontrast zwischen Architektur und Natur,
• die gärtnerische Freude über aufgebundene, gezogene und üppig wuchernde Pflanzen,
• Früchte und Blüten die sinnlich vor Mund, Nase und Augen baumeln,
• aber mehr noch als alles andere das feine ineinander Weben von Innen und Außen, das besondere Gefühl, das nur Gebilde wie diese vermitteln, Gebilde, die gleichzeitig innen und außen sind.
Die Erfahrung, unter einer solchen offenen, von Pflanzen überzogenen Konstruktion zu wandeln oder zu sitzen, unterscheidet sich erheblich vom Sitzen zwischen oder unter Bäumen, aber auch von dem Gefühl, sich innerhalb einer festeren Konstruktion oder eines Gebäudes zu befinden.
In einer Pergola oder einer Laube sind wir nicht den Blicken, Geräuschen und Düften des Gartens entrückt, nicht den spielerischen Pirouetten von Licht und Schatten, dem Hauch eines Lüftchens, dem Ziehen der Wolken über uns – tatsächlich verspüren wir all diese Dinge mit einer Art gesteigerten Bewusstseins, als würde die umrahmende Konstruktion unsere Aufmerksamkeit auf Dinge ziehen, die zuvor nur leere Luft waren.
Grüne Einladungen zum Verweilen
Lauben und Pergolen verschaffen uns den Genuss einer ursprünglich kindlichen Freude von Geborgenheit, das köstliche Gefühl umhegt zu sein. Solche Konstruktionen laden uns zum Teilhaben am Garten ein: Sie locken uns einzutreten, zu bummeln, zu sitzen, und vor allem zu verweilen. In diesen luftigen, umhegten Gebilden verlangsamen sich Stunden und Minuten zum wohligen Gefühl völliger Zeitlosigkeit.
Im Garten zu sitzen ohne geborgen zu sein, hat etwas Beunruhigendes und Unbefriedigendes, als säße man in einem Raum ohne offenes Feuer: Wir bleiben niemals lange, setzen uns nicht mit einem Buch oder einem unbeschriebenen Blatt hin, das uns im hellen Tageslicht weiß anstarrt.
Ebenso vermittelt beim Flanieren à deux im Grünen nichts so sehr das Gefühl von Intimität und Geborgenheit wie der weite Blick ins Freie, fokussiert aus einer überwachsenen Pergola.
Und zu speisen ohne den wohltuend lichten Schatten von Rankpavillons oder Gartenlauben wirkt doch routinemäßig, sogar spartanisch, wie großartig auch immer das Wetter nun sein mag.
Assyrer König Assurbanipal und Getrude Jeckyll
Die Anziehungskraft solcher Konstruktionen ist universal und zeitlos, sie überspannt Kontinente und Jahrtausende.
Und bereits seit den Anfängen der Antike spielten sie bewusst und direkt mit unserem sinnlichen Empfinden. Gerade die frühesten Darstellungen solcher offenen Baulichkeiten benutzten diese oft als Rahmen für Ess- und Trinkgelage:
Griechen und Römer strecken sich lasziv auf ihren Speisesofas, der assyrische König Assurbanipal schlemmt mit seiner Königin unter einer Weinlaube, und Nachtschwärmer im alexandrinischen Badeort Kanopus lungern unter reifen Trauben und duftenden Rosen.
Im 2. Jahrhundert n. Chr. äußerte sich der griechische Schriftsteller Achilleus Tatios zu den Effekten von Licht und Halbschatten, dem köstlichen Zusammenspiel von Kühle und Wärme auf der Haut – einem Effekt, der von Gertrude Jeckyll sechzehnhundert Jahre später sorgfältig in den von ihr geschaffenen englischen Gärten inszeniert wird.
Seit Menschengedenken ziehen diese wundersamen Baulichkeiten mit der Schönheit ihrer Architektur Künstler und Gartengestalter in ihren Bann. Beide experimentieren mit dem verspielten, erotischen Kontrast zwischen Architektur und sich sanft schlingender Pflanzen: In Gartenanlagen, in Kunstwerken und Artefakten, von griechischen Vasen bis zu präraffaelitischen Stoffen und Tapeten.
Madonna mit Kind
Im Christentum des Mittelalters gewannen Lauben, vor allem Rosenlauben aller Art, eine zusätzliche spirituelle Bedeutung – als Szenerie für Darstellungen der Madonna mit Kind.
Sie brachten so einerseits die heiligen Gestalten in das wirkliche Leben einer alltäglichen Szene und reicherten umgekehrt den Alltag mit dem Bewusstsein des Ruhmes der Schöpfung Gottes an.
Die Symbolik von Gemälden wie Cranachs Madonna in der Weinlaube lädt den Betrachter ein, die Partnerschaft zwischen Gott und Mensch sich im Spiegel der Partnerschaften von Architektur und Pflanze, Gärtner und Natur zu verinnerlichen.
Ästhetik und praktischer Nutzen
Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Kombination von Ästhetik und praktischen, gärtnerischen Nutzen. Die Ursprünge von Pergolen, Lauben und Bögen finden sich in den Kletterhilfen des antiken Weinbaus. Bald wurden diese ursprünglich schlichten Stützen auch für eine Reihe anderer Kletterpflanzen verwendet. Wein und Rosen waren eine geläufige Kombination seit alters her. Heutzutage präsentiert eine Reihe moderner Rankgerüste mit gelungenem Design die Schönheit, Sinnlichkeit und den Nutzen von Früchten, Kletterpflanzen, Duft und Blüten. Aber über ihre rein gärtnerische Funktion hinaus waren insbesondere pergola-förmige Konstruktionen immer auch wichtige Bindeglieder, Mittler und Trenner zwischen zwei Sphären: In einem Kloster oder einer Burg im mittelalterlichen Europa verbanden Pergolen verschiedene Gebäude.
In japanischen Gärten bildet der TORII Torbogen den Übergang zwischen dem weltlichen und dem sakralen Teil. Und in den in Gartenräume gegliederten englischen Gärten des zwanzigsten Jahrhunderts weist eine Pergola oder ein Rosenbogen den Weg von einem Gartenraum zum nächsten.
Mächtige Gleichnisse für Vergänglichkeit & Wechsel
Einige solcher Konstruktionen ähneln mehr festen, solide in Stein errichteten Gartenbauten, bei denen wir ein Inneres finden wie bei einem Haus, das auf Dauer angelegt ist: vor Feuchtigkeit geschützt, überdacht, manchmal ummauert.
Aber die Pergolen, Lauben und Bögen, von denen hier die Rede ist, vermitteln durchgängig ein überwältigendes Gefühl von Vergänglichkeit und Bewegung, ein Verspüren allzu flüchtiger Momente.
Einige Kulturen wählen die Pflanzen so aus, dass diese den Eindruck der Flüchtigkeit noch steigern, wie bei der traditionellen Verwendung von Glyzinien in Japan: Glyzinien, deren zarte, hauchdünne Blüten Frost und Regen ausgesetzt sind, von jedem Windstoß gepeitscht.
Anderswo wiederum wurden die Pflanzen gerade so ausgewählt, dass dieser Effekt ins Gegenteil verkehrt wird: wie bei den Tunneln und Lauben im Europa des siebzehnten Jahrhunderts, geschaffen aus in Form geschnittenen Hainbuchen.
Hier übernimmt die Pflanze die Funktion der Architektur, während die Architektur in Form immer fantastischerer Spaliere, insbesondere der französischen treillages als völlig eigenständiges Ornament wirkt.
Auch heutzutage spielen die Designer mit dem Instrument der ‚Zeit‘. Sie gestalten Pergolen und Lauben einerseits aus dynamischen, dauerhaften Konstruktionen, wie lebendem Holz, beispielsweise Weiden. Andererseits benutzen sie Materialien wie Edelstahl, das unbepflanzt bleibt.
Offene, pflanzenbedeckte Lauben, Bögen, Pergolen und Pavillions dagegen reagieren auf Zeit und Jahreszeiten, so wie der Garten selbst.
Die Pflanzen treiben aus, blühen, tragen Früchte. Sie verwelken oder verfallen in den Winterschlaf. Währenddessen die Konstruktionen die sie tragen über die Jahre hinweg sanft verwittern. Wunderbare Beispiele für die Wandelbarkeit des Seins.
Ein post scriptum von Classic Garden Elements
Auf unsere Elemente legt sich im Laufe vieler Jahreszeiten der Staub von Blütenpollen und Algen. So entsteht allmählich über Jahre, ja Jahrzehnte, eine ungewöhnlich attraktive Patina. Noch im Verwittern und Altern atmen die Konstruktionen von Classic Garden Elements die Würde griechischer und römischer Ruinen. Für innere Stabilität sorgt derweil die feuerverzinkte Oberfläche der Träger aus solidem Stahl.
Lassen Sie uns diese geschichtlich gärtnerischen Betrachtungen von Katherine Swift schliessen mit einem Zitat aus England:
Und lässt die ganze Welt zerrinnen
zu grünem Schatten, grünem Sinnen
Andrew Marvell (1621-78)
Annihilating all that’s made
To a green Thought in a green Shade